#6. Juristische Texte verständlich schreiben

Stephan Ernst
Letztes Update: 25. August 2025
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Warum klare Texte auch Suchmaschinen bevorzugen und mit Sichtbarkeit belohnen

Ein Mandant googelt „Scheidung Kosten Hamburg“ – doch Ihr Artikel bleibt unsichtbar, weil er in schwer verständlichem Juristendeutsch verfasst ist. Die beste technische Optimierung hilft wenig, wenn die Sprache nicht klar ist. Klartext hilft nicht nur Mandanten, sondern auch Suchmaschinen und KI-Tools. Denn sie „verstehen“ einfacher formulierte Inhalte besser. Während Artikel 2 gezeigt hat, wie KI-Systeme Inhalte in Abschnitte unterteilen, geht es hier um die sprachliche Dimension: Wie formulieren Sie juristische Inhalte so, dass sie für Mandanten und KI-Systeme gleichermaßen verständlich sind?

Fachliche Korrektheit verständlich formulieren

Zwischen diesen Anforderungen entsteht eine Herausforderung: Juristische Präzision und Mandantenverständlichkeit scheinen sich zu widersprechen. Ein klarer Stil nützt beiden: Mandanten verstehen Sie besser, Suchmaschinen finden Sie leichter.

Beispiel aus dem Arbeitsrecht:

Juristisch korrekt, aber schwer verständlich: „Für die ordnungsgemäße Beendigung von Arbeitsverhältnissen sind die einschlägigen arbeitsrechtlichen Bestimmungen unter Berücksichtigung der jeweiligen Vertragskonstellation zu beachten.“

Besser für Mensch und Maschine: „Ein Arbeitsvertrag kann auf drei Wegen beendet werden: Kündigung, Aufhebungsvertrag oder befristetes Ende.“

Warum das funktioniert: Die Struktur ist klar, der Text einfach, der Inhalt konkret. So verstehen Mandanten Ihre Botschaft – und Google erkennt die Relevanz.

Warum KI-Systeme Klartext bevorzugen

KI-Systeme wie ChatGPT oder Google AI Overviews zerlegen Ihre Texte in kleine Sinneinheiten – das haben wir bereits in Artikel 2 als Chunk-Prinzip kennengelernt. Einfache, klare Sätze lassen sich dabei deutlich besser verarbeiten als verschachtelte Juristensprache. Ein Satz wie „Der Arbeitnehmer hat Anspruch auf Überstundenvergütung“ wird von diesen Tools sofort als eigenständige Information erkannt. Ein komplexer Schachtelsatz dagegen erschwert die automatische Zerlegung in verwertbare Textbausteine.

Hinzu kommt: Algorithmen lernen aus Milliarden von Texten – und die Mehrheit davon ist in verständlicher Sprache verfasst. Deshalb erkennen sie einfache Formulierungen als vertrauenswürdiger und relevanter.

Dritter Punkt: Die Spracheingabe spielt eine immer größere Rolle. Denn wer fragt schon „Alexa, erläutere die Modalitäten der Beendigung von Arbeitsverhältnissen“? Viel wahrscheinlicher ist: „Alexa, wie kann ich kündigen?“ Verständliche Kanzlei-Texte treffen also sowohl die Sprache Ihrer Mandanten als auch die Erwartungen moderner Suchsysteme.

So schreiben Sie verständlicher

Aktiv statt passiv formulieren

Klarheit beginnt beim Satzbau. Nutzen Sie aktive Formulierungen: Statt „Es wird empfohlen, dass eine Beratung in Anspruch genommen wird“ heißt es besser: „Wir empfehlen eine persönliche Beratung“. Das wirkt direkter – und ist für Leser wie Systeme leichter zu verarbeiten.

Fachbegriffe übersetzen

Juristische Fachbegriffe lassen sich meist in Alltagssprache übersetzen. Statt „Versorgungsausgleich“ schreiben Sie „Aufteilung der Rentenansprüche“. Oder ersetzen Sie „Remonstration“ durch „Widerspruch gegen die Rechnung“. So verbessern Sie die Reichweite und senken die Absprungrate.

Konkrete Zahlen nennen

Zahlen schaffen Vertrauen: „Das Verfahren dauert meist 4 bis 6 Monate“ wirkt glaubwürdiger als „einige Monate“. „Die Kosten liegen zwischen 1.500 und 3.000 Euro“ ist konkreter als „variieren erheblich“. Auch das erleichtert die Einordnung durch KI-Systeme.

Wenn-Dann-Strukturen nutzen

Führen Sie die Leser durch komplexe Themen mit logischen Strukturen: „Wenn Sie weniger als 538 Euro verdienen, dann gelten Minijob-Regeln.“ Solche Satzmuster helfen auch KI-Systemen, Inhalte zu analysieren und besser zuzuordnen.

FAQ-Bereiche für Suchmaschinen und Mandanten

Häufige Fragen aus Beratungsgesprächen liefern wertvollen SEO-Inhalt. Formulieren Sie diese als konkrete Fragen: Statt „Kosten einer Scheidung“ besser „Was kostet eine Scheidung in Deutschland?“ Liefern Sie dann ebenso konkrete Antworten: „Eine einvernehmliche Scheidung kostet etwa 1.000 bis 2.000 Euro. Bei Streit können es 3.000 bis 8.000 Euro werden.“ Das entspricht den Erwartungen Ihrer Mandanten und verbessert gleichzeitig Ihr Ranking.

Funktioniert Ihr Text?

Vier einfache Fragen verraten Ihnen, ob Ihr Text funktioniert:
  • Würde Ihr Partner ihn verstehen (angenommen, er oder sie ist kein Jurist)?
  • Können Sie ihn flüssig vorlesen?
  • Beantwortet jeder Absatz eine konkrete Mandantenfrage?
  • Taucht Ihr Text bei einer KI-gestützten Suche (z. B. Perplexity oder Google AI Overviews) als Quelle auf?

Wenn Sie alle vier Fragen mit Ja beantworten, haben Sie gute Chancen auf Sichtbarkeit und Verständnis.

Fazit: Verständliche Texte überzeugen Mandanten und Algorithmen

Verständlich formulierte juristische Inhalte bringen Kanzleien weiter – digital und im direkten Kontakt. Schreiben Sie für Menschen. KI-Systeme und Suchmaschinen belohnen klare Kommunikation mit besserer Sichtbarkeit.

Ausblick

Im siebten Artikel entwickeln wir eine Keyword-Strategie, die klassische SEO mit KI-Anforderungen verbindet.

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Stephan Ernst
Webentwickler & SEO-Berater